Sortierung, Digitalisierung und Erschließung des Nachlasses von Jens Baggesen

Projektneuigkeiten

Das machen wir im Projekt

In den gepanzerten Tresorschränken der Zentralbibliothek warteten über 16.200 Blätter aus dem Teilnachlass des dänischen Schriftstellers Jens Baggesen (1764-1826) auf ihre Bearbeitung. Viele davon wurden noch nie veröffentlicht. Dies soll sich nun endlich ändern. Im von der DFG geförderten Vorhaben werden seit Januar 2023 die Dokumente neu sortiert, katalogisiert und digitalisiert. Das Projekt kann hierbei bereits auf diverse Vorarbeiten zurückgreifen. Zu entdecken gibt es im Nachlass u.a. Briefe und Stammbucheinträge, Dramenfragmente und Übersetzungsarbeiten, Gedichte und Aphorismen, aber auch Urkunden und Rechnungsbelege. Einige der Dokumente stammen auch aus dem familiären Umfeld des „Dänischen Wielands“. Beteiligt sind der Fachinformationsdienst (FID) Nordeuropa an der Universitätsbibliothek (UB) Kiel und das Institut für Skandinavistik, Frisistik und Allgemeine Sprachwissenschaft/ Abteilung Skandinavistik (ISFAS) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).

© Jürgen Haacks, Kiel University

Der dänische Schriftsteller Jens Baggesen war ein glühender Verfechter der europäischen Aufklärung und Anhänger der Französischen Revolution. Als bestens vernetzter Kosmopolit bereiste er die Länder Europas. Seine Bücher schrieb er in dänischer und deutscher Sprache. Die Reiseerzählung „Das Labyrinth“ (dänisch: „Labyrinten“) ist sein bekanntestes Werk. Darin beschreibt er seine Eindrücke während einer Reise von Kopenhagen nach Basel im Jahr der Französischen Revolution 1789. Auch in Kiel machte er dabei Station. Von 1811 bis 1813 übernahm er dort viele Jahre später die erste Professur für Nordistik und setzte sich für ein friedvolles Miteinander der Nationen ein. Zeitgenossen verglichen ihn mit dem bekannten deutschen Aufklärer Christoph Martin Wieland. Baggesen starb 1826 in Hamburg, sein Grabstein befindet sich auf dem Kieler Eichhof-Friedhof.

„Das Institut für Skandinavistik ist dankbar, dass mit der Sortierung und Digitalisierung des Nachlasses von Jens Baggesen auch ein Stück der Kieler Fach- und Institutsgeschichte endlich umfänglich sichtbar wird“, freut sich Mitantragstellerin Karin Hoff, Professorin für Neuere Skandinavische Literatur an der CAU. „Baggesen war der erste Lehrstuhlinhaber für dänische Sprache und Literatur an der Universität Kiel, und nun kann die Forschung auf eine Vielzahl noch unerschlossener Arbeiten, Korrespondenzen und Übersetzungen zugreifen.“ Zu Baggesen und zu seiner Zeit in Kiel kann man natürlich auch im Rechercheportal der vifanord einiges finden.

Der Projektantrag wurde unter anderem in enger Zusammenarbeit mit Professorin Anna Sandberg von der Universität Kopenhagen erarbeitet. Von großer Bedeutung sei, „dass Jens Baggesens bilinguale Autorschaft und dänisch-deutsche Biographie durch die Digitalisierung und Sortierung seines Nachlasses sichtbarer und zugänglicher wird“, so Sandberg. „Damit aktualisieren wir die historische Verbindung Kopenhagen-Kiel. Die Schriften und Briefe in der UB Kiel und im Landesarchiv Schleswig-Holstein sind ein wichtiges deutsch-dänisches Kulturerbe, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Digitalisierung transnational erforschen können.“

Ein weiterer Kooperationspartner ist das Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig, wo ebenfalls Dokumente zu Baggesen archiviert werden. „Wir freuen uns, dass die Schleswiger Nachlassanteile durch das institutionen- und spartenübergreifende Projekt inhaltlich tiefer erschlossen werden. Dadurch können sie intensiver genutzt und in genaueren Kontext zu den anderen überlieferten Nachlassteilen gestellt werden“, erklärt der Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein Professor Rainer Hering.

Wollen Sie sich noch mehr über Baggesen erfahren? Dann beginnen Sie am besten in unserer Literatursuche mit Ihrer Recherche.

Am Projekt Beteiligte:

Projektleitung: Dr. Ruth Sindt (FID Nordeuropa/Universitätsbibliothek Kiel)

Wissenschaftliche Projektleitung: Prof. Dr. Karin Hoff (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) und Prof. Dr. Anna Lena Sandberg (Københavns Universitet)

Ansprechpartnerin Kalliope: Carola Wittig (FID Nordeuropa/Universitätsbibliothek Kiel)

Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter: Timon von Mentlen (FID Nordeuropa/Universitätsbibliothek Kiel)

Kooperationspartner: Landesarchiv Schleswig-Holstein und Kalliope

Gefördert durch die DFG

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An der Christian Albrechts-Universität zu Kiel ist mit Kiel um 1800 ein eng verwandtes Projekt in der Planungsphase. Auch das Kopenhagener Forschungsprojekt Dänisch-Deutsche Kulturen (1773-1864): Konflikte und Ko-Existenzen befasst sich u.a. mit Baggesen.