- 08.04.2025
- Kategorie Geschichte / Archäologie Kulturgeschichte Politik / Gesellschaft
Webressourcen aus Nordeuropa – Geschichte, Politik, Kultur 1 – 2025
Dänemark
Neues aus dem Nationalarchiv
- Die Leitfäden, die die Recherche von bestimmten Quellensammlungen und Themen erleichtern sollen, finden sich jetzt gesammelt unter Rigsarkivets vejledninger A-Z.
- Die von der Kopenhagener Polizei im 19. Jahrhundert geführten Register über Prostituierte (offentlige fruentimmere) aus den Jahren 1833-1869 sind jetzt auf Arkivalieronline einsehbar.
Anlässlich des 750-jährigen Jubiläums des Kopenhagener Stadtwappens (Københavns tre tårne) lanciert Københavns Stadsarkiv die Webausstellung Københavns byvåben.
Arbejderbevægelsens Bibliotek og Arkiv des Arbejdermuseet hat den Nachlass der Gewerkschaftlerin Lillian Knudsen, der einen Einblick in die Lage der Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung gibt, verzeichnet. Er enthält Archivmaterial wie beispielsweise Zeitungsausschnitte, Reden und Präsentationen und kann im Lesesaal eingesehen werden.
Finnland
Neues aus dem Nationalarchiv
- In Zusammenarbeit mit dem Gallen-Kallelan Museo hat das Nationalarchiv Briefe des Künstlers Akseli Gallen-Kallela (1865–1931), der mit einer Vielzahl von in- und ausländischen Künstlerkolleg*innen und Kulturpersönlichkeiten korrespondierte, digitalisiert und online gestellt.
- Die im letzten Jahr veröffentlichte Datenbank Kohtalona Neuvostoliitto (von der wir in diesem Beitrag berichtet haben) wurde durch die umfangreiche sogenannte große Personalakte der Kommunistischen Partei Finnlands ergänzt und verfügt nun über Daten zu mehr als 31.000 Personen. Die über lange Zeit nicht auffindbare Quellensammlung war zufällig von Forschern in einem anderen Archivbestand entdeckt worden.
Das vom Suomalaisen Kirjallisuuden Seura (SKS) herausgegebene Portal Stalinin vainojen muistot enthält Hintergrundinformationen zur Geschichte der Auswanderung von Finnen nach Russland und auch zu ihrer Situation während den Verfolgungen durch Stalin in den 1920er bis 1950er Jahren. Berücksichtigung finden außerdem Auswirkungen der Verfolgungen auf die Nachwelt und das kulturelle Gedächtnis. Neben Korrespondenzen, Fotos und Interviews werden Materialien für den Geschichtsunterricht bereit gestellt.
Island
Um den Zugang zu den Manuskript- und Archivsammlungen des Landes zu erleichtern, hat das Nationalarchiv die Onlineausgabe des 2001 erschienenen Leitfadens zum Lesen von Dokumenten Skjalalestur. Sýnishorn ritheimilda von Kristjana Kristinsdóttir und Már Jónsson zugänglich gemacht. Zu weiteren speziellen Quellensammlungen finden sich ebenfalls Leitfäden.
Norwegen
Migrasjonsåret 2025
In diesem Jahr wird in Norwegen der 200. Jahrestag der ersten organisierten Auswanderung von Norwegen nach Amerika begangen. Anlässlich des Jubiläums beleuchten zahlreiche Projekte in diesem Jahr sowohl die historische Auswanderung aus Norwegen als auch die heutige Einwanderung nach Norwegen:
- Das Projekt Migrasjonsminne sammelt und dokumentiert in diesem Jahr landesweit mündliches und schriftliches Quellenmaterial über norwegische Auswanderung und Einwanderung.
- Arkivverket digitalisiert laufend Quellenmaterial zum Thema und veröffentlicht dieses monatlich. Als Erstes können die Passagierlisten der White Star Line im Digitalarkivet eingesehen werden.
- Vestland fylkeskommune listet auf, welche Quellen in den verschiedenen Archiven der Provinz vorhanden sind.
- Die über 10.000 Briefe von USA-Emigranten (Amerikabrev) aus dem Archiv des Norsk utvandrermuseum, die zwischen 1836 und den 1970er Jahren verfasst wurden, sollen in Zusammenarbeit mit Slekt og Data digitalisiert und teilweise transkribiert werden.
Digitalarkivet steht zukünftig auch externen Institutionen offen, damit Nutzer*innen Informationen von Staat, Kommunen und der Privatwirtschaft an einem Ort finden. Zum Auftakt hat die Kommune Bergen über 7.700 historische Bilder hochgeladen.
Das im Aufbau befindliche Wissensportal KRINGOM – Kunnskap om Vestland ersetzt die beiden (inzwischen aus dem Netz genommenen) digitalen Dienste Grind for Hordaland und Kulturhistorisk leksikon for Sogn og Fjordane. Das von Universitetet i Bergen und Vestland fylkeskommune lancierte Portal enthält mehr als 4.500 Artikel zu verschiedenen Themen der Natur- und Kulturgeschichte der gesamten heutigen Provinz Vestland.
Das über 250 Regalmeter umfassende Archiv der Inselgemeinde Smøla, die 1960 durch den Zusammenschluss von Edøy, Brattvær und Hopen entstand, wurde vom Interkommunalt arkiv for Møre og Romsdal (IKAMR) geordnet, katalogisiert und auf Arkivportalen.no veröffentlicht.
Schweden
Neues aus dem Centrum för Näringslivshistoria
- Der Jahrgang 2021 der Zeitschrift Företagshistoria steht kostenlos zum Download bereit.
- Das Archiv des Bauunternehmers Olle Engkvist (1889–1969), der mit Unternehmen wie Byggnadsaktiebolaget Olle Engkvist, Bygg-Oleba und Projector in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an vielen Bauprojekten des modernen Schwedens beteiligt war, wurde digitalisiert und im Portal Olle Engkvist bygger zugänglich gemacht. Auf diesen Quellen basiert auch das 2024 erschienene Buch Byggmästaren Olle Engkvist von Nils Johan Tjärnlund.
Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Europäischen Jahrs des Architekturerbes hat Svenska byggnadsvårdsföreningen auf dem Portal Byggnadsvårdsåret 50 år neben einem historischen Überblick eine Reihe von Refotografien online gestellt.
Die vom Institutet för språk och folkminnen (Isof) herausgegebenen Datenbank I rörelse, die anhand individueller Geschichten die Wohnortswechsel nach, von und innerhalb Schwedens auf einer interaktiven Karte nachzeichnet, hat nun die Geschichte von Kristina Knutas eingestellt, die 1876 in Gammalsvenskby (Ukraine) geboren wurde, nach Kanada auswanderte und sich schließlich in Schweden niederließ.
Die kombinierte Forschungs- und Wissensplattform Mapping Saints des schwedisch-finnischen Projektes Mapping Lived Religion: Medieval cults of saints in Sweden and Finland ist online gegangen (wir berichteten in diesem Beitrag). Sie bietet Zugang zu offenen Daten aus verschiedenen Sammlungen mitteralterlichen Kulturerbes.
Die Universität Uppsala verwahrt etwa 300 Regalmeter Archivmaterial der Studentennationen und -vereinigungen aus deren Gründungszeit. Nun wurden fünf Regalmeter mit Nationenregistern in digitaler Form im Portal Alvin zugänglich gemacht.
Die Universitätsbibliothek Göteborg präsentiert auf der neuen Webseite Specialsamlingar, arkiv och handskrifter vid Göteborgs universitetsbibliotek seine umfangreichen Sammlungen zu denen Sondersammlungen, Archive, Handschriften, Karten und weitere historische Materialien gehören. Zusätzlich werden Informationen zur Suche und Bestellung der Materialien bereitgestellt.
In diesem Jahr erinnern viele Behörden und Organisationen an 250 Jahre jüdisches Leben in Schweden. Auf der Webseite Svenskt judiskt liv sedan 1775 findet man Links zu den Webseiten der Akteure, die dort u. a. Hinweise zu Literatur, Ausstellungen, Quellensammlungen u. v. m. zur Verfügung stellen.
Das schwedische Nationalarchiv hat eine benutzerfreundlichere Version der Handschrifterkennungsapp HTRflow lanciert, mit der schwedische Dokumente aus dem Zeitraum 1650–1900 in einen digitalen und durchsuchbaren Text umgewandelt werden kann. Auch das gerade veröffentlichte Spracherkennungsmodell KB-Whisper kann Sprache schnell in Text umwandeln. So gibt es Pläne, Teile der Radiosammlungen zu transkribieren, die Archive für die Forschung durchsuchbar zu machen und so Material zu erschließen, das bislang schwer zu finden war. Das Modell kann kostenlos heruntergeladen und verwendet werden.
Das Konsortium Swedigarch hat die schwedische nationale Infrastruktur für digitale Archäologie mit dem Ziel entwickelt, eine neue Generation datengestützter Forschung zu Mensch-Umwelt-Interaktionen zu fördern und stellt auf der Webseite Swedigarch – Swedish National Infrastructure for Digital Archaeology entsprechende Ressourcen zur Verfügung.
Ausblick
Norwegische Digitalisierungsprojekte
- Die vatikanischen Archive enthalten auch Dokumente zur Geschichte Norwegens, die sich zeitlich von der Gründung des Erzbistums Nidaros Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation im 16. Jahrhundert erstrecken. Die Nationalbibliothek wird zusammen mit der Biblioteca Apostolica Vaticana und dem Archivio Apostolico Vaticano in einem gemeinsamen Projekt zwischen 2025 und 2030 alle in diesen Instituten vorhanden norwegischen Quellen digitalisieren, transkribieren und übersetzen und sie sowohl Forscher*innen als auch der breiten Öffentlichkeit in Latein und Norwegisch zugänglich machen.
- In Kooperation mit der Nationalbibliothek plant Vestland fylkeskommune rund 70.000 historische Fotos, die in den 1990er Jahren in den Gemeinden der ehemaligen Provinz Sogn og Fjordane gesammelt wurden, in hoher Qualität neu zu digitalisieren und in ihrer Bilddatenbank Webarkiv for foto hochzuladen.
Schwedische Digitalisierungsprojekte
- Uppsala universitetsbibliotek digitalisiert und transkibiert seit drei Jahren das private Archiv des schwedischen König Gustav III., das eine wichtige Quelle für das 17. Jahrhundert ist. Aufgrund der starken Nutzung seitens der Forschung war der Bestand stark angegriffen und soll als digitale Ausgabe bald wieder zugänglich gemacht werden.