Auf den Spuren des skandinavischen ‚Black Atlantic‘ | Sklaven- und Dreieckshandel in Literatur, Kunst und Erinnerungskultur | Vorstellung einer neuen Beitragsserie

von NordicHistoryBlog

Was wissen Sie über die Kolonialgeschichte Skandinaviens? Neben den ‘klassischen Kolonialmächten’ spielten auch Dänemark und Schweden in der Zeit vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert eine Rolle im Wettlauf um den Erwerb und die wirtschaftliche Ausplünderung von Landbesitz in Übersee. Vom Ausmaß her zwar nicht vergleichbar mit Spanien, Portugal, Frankreich oder England, waren sie dennoch genauso an den brutalen Mechanismen der Ausbeutung beteiligt.

Briefmarke aus Dänisch-Westindien 1905 von Scan by Stan Shebs. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stamp_Danish_West_Indies_1905_20b.jpg#/media/File:Stamp_Danish_West_Indies_1905_20b.jpg

Briefmarke aus Dänisch-Westindien von 1905
Scan: Stan Shebs. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons 

Die skandinavische Kolonialgeschichte ist ein selbst in Nordeuropa noch weitgehend unbekanntes und wenig erforschtes Gebiet. In der kollektiven Selbstwahrnehmung der Nordeuropäer spielte die koloniale Vergangenheit bisher entweder gar keine Rolle, oder sie wurde dahingehend positiv umgedeutet, dass die dänischen und schwedischen Vertreter sozusagen ‚Kolonialherren mit weißer Weste‘ gewesen seien. Ein klassischer Fall von Rückprojektion, könnte man sagen: Die ‚moralischen Supermächte‘ mit dem nordischen Wohlfahrtsmodell konnten sich lange überhaupt nicht vorstellen, an den Verbrechen der Kolonialzeit beteiligt gewesen zu sein. Die ‚Hinterlassenschaften‘ dieser Zeit sind nun Gegenstand einer Artikelserie auf dem NordicHistoryBlog. Die Autorinnen hinter den Texten sind Studierende und Lehrende im Masterstudiengang Skandinavistik/Nordeuropastudien am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Rahmen eines Seminars und einer dazugehörigen Exkursion hat die Gruppe sich damit beschäftigt, wie sich die koloniale Vergangenheit Skandinaviens, vor allem Dänemarks, in der Literatur, Kunst und Erinnerungskultur niederschlagen.

Die Seminargruppe bestand aus folgenden Studierenden: Josephine Becker, Werner Beckmann, Rebekka Bohrer, Frauke Ebert, Markus Fischer, Paul Greiner, Wencke Gubisch, Karina Henschel, Theresa Hirsch, Matthias Parschauer, Clara Sondermann, die Dozentin war die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Lill-Ann Körber. All diese Personen waren am Entstehen der Texte durch intensive Diskussionen, zahlreiche Impulse und Hinweise beteiligt. Die Blog-Beiträge wurden dann kollaborativ von Karina Henschel, Theresa Hirsch und Lill-Ann Körber verfasst.

Das 1671 von den Dänen auf St. Thomas errichtete Fort Christian ist eine der architektonischen Hinterlassenschaften der dänischen Kolonialzeit. "USVI St. Thomas Charlotte Amalie Fort Christian" by Martin Lie, Trondheim, Norge/Norway - Eget arbejde. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:USVI_St._Thomas_Charlotte_Amalie_Fort_Christian.JPG#/media/File:USVI_St._Thomas_Charlotte_Amalie_Fort_Christian.JPG

Das 1671 von den Dänen auf St. Thomas errichtete Fort Christian ist eine der architektonischen Hinterlassenschaften der dänischen Kolonialzeit.“USVI St. Thomas Charlotte Amalie Fort Christian“ by Martin Lie, Trondheim, Norge/Norway – Eget arbejde. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons 

Genaueres zum Kontext und zur wissenschaftlichen Verortung erfahren Sie im Eingangsbeitrag, dem Prolog. Ein Überblicksbeitrag schildert die Beteiligung Dänemarks am transatlantischen Dreiecks- und Sklavenhandel in Grundzügen. Die Erinnerungskultur findet in zwei Beiträgen Beachtung. Ein weiterer Beitrag greift Kunst und Literatur auf,  ein Epilog schließt die Serie dann ab. Da die Texte in gemeinsamer Autorinnenschaft entstanden, erscheinen sie unter einem gemeinsamen Namen: ScandBlackAtlantic. Was es mit dem Konzept des Black Atlantic auf sich hat, welche Rolle Flensburg im dänischen Dreieckshandel einnahm und  wie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema im Seminarraum sich gegenüber den Eindrücken auf der Exkursion vor Ort ausnahm – all dies schildert die Autorinnengruppe in ihren sechs Beiträgen. Unser Dank geht an die Gruppe für ihre Mitwirkung auf unserem Blog mit diesem höchst interessanten transdisziplinären Projekt. Viel Vergnügen und einiges an Aha-Effekten bei der Lektüre!


Wer Kontakt mit der Autorinnengruppe aufnehmen will, wende sich an die Dozentin Lill-Ann Körber.

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