- 09.11.2013
- Kategorie Geschichte / Archäologie
Buchpräsentation
Izabela A. Dahl
Ausschluss und Zugehörigkeit
Polnische jüdische Zwangsmigration in Schweden nach dem Zweiten Weltkrieg
ISBN: 978-3-86331-108-7
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und noch einmal forciert durch die antisemitische Kampagne 1968 in Polen verließen viele Jüd_innen das Land. Ein wichtiges Aufnahmeland war Schweden. In der transdisziplinär angelegten Studie analysiere ich die politischen und kulturellen Verhältnisse der Jahre 1945/1946 und 1968–1972 im Herkunfts- wie auch im Aufnahmeland.
Im Fokus dieser Studie steht die Zwangsmigration der polnischen Jüd_innen in Schweden als ein spezifischer soziokultureller Migrationskontext sowie ihre Identitätskonstruktionen, die sich in Abhängigkeit von Zeit und Raum formten und veränderten. Um mich dem Thema anzunähern, entwickelte ich einen methodologisch-theoretischen Zugang, der eine Kombination aus Ansätzen der Geschichtsforschung, der kritischen Diskursanalyse und der feministischen Perspektive der Geschlechterstudien darstellt, und legte diesem eine empirische Untersuchung zugrunde.
Die empirische Studie der wirkungsgeschichtlichen Kontexte besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil konzentriere ich mich auf die Analyse des heterogenen schriftlichen Materials, um die Umstände der Migration in der Forschung, in den Medien sowie in der institutionellen Praxis nachzuzeichnen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen keinen Zweifel daran, dass es sich bei beiden Migrationswellen um Menschen gehandelt hat, die keine Aussicht auf Rückkehr hatten. Der Zwang zum Verbleib im Ausland, und hier konkret in Schweden, sowie die damit verbundene Suche nach eigener Verortung in dem neuen sozialen und kulturellen Zusammenhang ist die Grundlage des zweiten Teiles der empirischen Studie. Durch die Analyse narrativer Identitäten untersuchte ich, welche Auswirkungen die sozialen Ausschluss- und Zugehörigkeitsprozesse, die in einem Spannungsverhältnis der Selbst- und Fremdzuschreibungen geformt werden, auf die Selbstpositionierungen der Zwangsmigrant_innen hatten. Der Hauptfokus dabei liegt auf der Sichtbarmachung der Erfahrungen polnischer jüdischer Frauen.
Diese Studie zeigt, dass die Mechanismen sozialer Zugehörigkeiten und Ausschlussprozesse eng mit den identitätsbildenden Prozessen und dem soziokulturellen Hintergrund von Migrant_innen verbunden sind. Diese Mechanismen bedingen ihre sozialen Kontakte und Zusammenschlüsse und können als Faktoren der Integration in die Gesellschaft gelesen werden. In diesem Zusammenhang zeigt diese Studie, dass die Integration der Zwangsmigrant_innen durch die asymmetrischen Majoritäts-Minoritätsbeziehungen in Schweden und das polnisch-jüdisch-schwedische Triangelverhältnis geprägt ist. Bei näherer Betrachtung zerfällt dieses Verhältnis jedoch durch die Diversität der Identitätskonstruktionen.
Gleichzeitig bietet das Buch einen tieferen Einblick in polnisch-jüdische, schwedisch-jüdische und schwedisch-polnische Beziehungen nach 1945. Es basiert auf umfangreichen Archiv- und Presserecherchen, die durch die in den Interviews gesammelten Stimmen der Zwangsmigrant_innen vertieft werden.
Das Buch kann direkt beim Verlag bestellt werden:
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