Fundstücke zur Jubiläumsausstellung des SSG Skandinavien: Finanzkrise auf Island

von FID Nordeuropa

Im Rahmen des 350-jährigen Jubiläums der Christian Albrechts Universität zu Kiel hat die Universitätsbibliothek eine Ausstellung zu ihrem über 200 Jahre alten Sammelschwerpunkt „Skandinavien“ vorbereitet. Unter dem Titel „Von Fanø bis zur Nordkalotte. Der Skandinavienschwerpunkt an der Universitätsbibliothek Kiel im Wandel der Jahrhunderte“ zeigt das SSG Skandinavien die thematische Breite der Sammlung. Exemplarisch werden dabei einzelne Themen und die in der Universitätsbibliothek gesammelte Literatur vorgestellt.

Zu einigen dieser Themen wurden auch zahlreiche Onlinequellen recherchiert, so dass die Fundstücke aus dem SSG zu Ausstellungsbeginn auch mit einigen besonderen Webressourcen aufwarten können. Eines dieser speziellen Themen ist die Zeit der isländischen Finanzkrise und der gesellschaftlichen Reaktionen darauf.

Am 6. Oktober 2008 verkündete der damalige isländische Ministerpräsident Geir Hilmar Haarde in einer Fernsehansprache, dass Island am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs stehe. Er schloss sie mit den berühmten Worten “ Guð blessi Ísland“ – Gott segne Island. Eine übersichtliche Analyse der Ursachen für diese Krise bietet die BBC, Blomberg eine Zusammenfassung der Ausgangssituation und Perspektiven.

Die Entwicklung der Situation rief eine Reihe von Protestbewegungen aus der Bevölkerung hervor, welche in der sogenannten Kochtopfrevolution gipfelte.

Ihre Entstehung erklärte der Gründer und Organisator der Protestorganisation “Die Stimme des Volkes“ (Raddir fólksins), Hörður Torfason. Ein Beispiel für eine Protestrede findet sich unter folgendem Link.

Ebenfalls als Protestaktion ist die Gründung der “Besten Partei“ unter Federführung des Komikers Jón Gnarr zu sehen, an die sich dessen Wahl zum Bürgermeister von Reykjavík im Sommer 2010 anschloss. Jón Gnarr veröffentlichte nach seinem Rücktritt ein (auch ins Deutsche übersetztes) Buch, in dem er seine Sicht auf die Finanzkrise und seine vierjährige Amtszeit, darstellt, siehe dazu auch ein Interview mit dem Autor.

Rückblickend wird das vorbildliche Krisenmanagement der isländischen Regierung von vielen Seiten gelobt, jedoch wird auch die Kritik an den Auswirkungen für ausländische Investoren, besonders aufgrund der Volksentscheidung gegen die Rückzahlung der Icesave Schulden, nicht außer Acht gelassen.

Im Zuge der Finanzkrise wird ebenfalls der erwünschte Eintritt Islands in die EU sowie die Haltung der anderen EU-Staaten hierzu diskutiert. Entsprechend findet auch der anschließende Rückzug des Beitrittsantrages internationale Beachtung.

Das Arte Journal hat die wichtigsten Schritte der isländischen Finanzkrise von 2008-2011 in einer übersichtlichen Chronologie zusammengefasst, auf Spiegel Online finden sich in einer Fotostrecke Bildern zu den drei involvierten Banken sowie den Protestaktionen.

Interessant ist auch die Lektüre der entsprechenden Ausgaben von digitalisierten isländischen Tageszeitungen auf timrit.is. Beispielsweise veröffentlichte das Morgunblaðið in der Ausgabe vom 21.1.2009 ausführliche Berichte zur Kopftuchrevolution.