- 23.09.2015
- Kategorie Kulturgeschichte
Fundstücke zur Jubiläumsausstellung des SSG Skandinavien: Trachten auf Fanø
Im Rahmen des 350-jährigen Jubiläums der Christian Albrechts Universität zu Kiel hat die Universitätsbibliothek eine Ausstellung zu ihrem über 200 Jahre alten Sammelschwerpunkt „Skandinavien“ vorbereitet. Unter dem Titel „Von Fanø bis zur Nordkalotte. Der Skandinavienschwerpunkt an der Universitätsbibliothek Kiel im Wandel der Jahrhunderte“ zeigt das SSG Skandinavien die thematische Breite der Sammlung. Exemplarisch werden dabei einzelne Themen und die in der Universitätsbibliothek gesammelte Literatur vorgestellt.
Zu einigen dieser Themen wurden auch zahlreiche Onlinequellen recherchiert, so dass die Fundstücke aus dem SSG zu Ausstellungsbeginn auch mit einigen besonderen Webressourcen aufwarten können. Eines dieser speziellen Themen sind Frauentrachten, die auf der durch die Handelsschifffahrt geprägten Insel Fanø lange Jahre getragen wurden. Als Seefahrerinsel entwickelte sich auf Fanø eine durch Frauen geprägte Alltagsgesellschaft, da ein Großteil der männlichen Bevölkerung monatelang auf See war und die daheimgebliebenen Frauen alle zu Hause anfallenden Arbeiten übernahmen.
Viele dieser Arbeiten fanden im Freien statt, so dass die Frauen gerade durch die Insellage bei den zahlreichen Tätigkeiten im Freien (Feldarbeit, Arbeiten im Watt, Küstenschutz) lange Stunden dem scharfen Wind und der Sonne ausgesetzt waren. Während der Arbeit trugen sie spezielle Arbeitstrachten, die wesentlich schlichter und funktionaler als die Sonntags bzw. -Festtagstrachten ausgestattet waren. Die sogenannte „Strude“, die es in dieser Form nur auf Fanø gab, ist aus heutiger Perspektive besonders auffällig, da sie das Gesicht fast vollständig verhüllte und somit – trotz ihres rein funktionalen Hintergrundes – an die Gesichtsmasken von Musliminnen erinnert.
Genau diesen Aspekt griff die dänische Fotografin Trine Søndergaard in ihrer Portraitserie Strude auf, die in den Jahren 2007/2008 während ihres Aufenthalts in Sønderho entstanden ist. Mit ihrer Porträtreihe von teilweise fast vollständig verhüllten Frauen macht die Künstlerin besonders im Licht der Kopftuchdebatte, die seit dem Streit um die in der „Jyllands-Posten“ veröffentlichten Mohammed-Karikaturen immer wieder in Dänemark aufflammt, auf die häufige Fehlinterpretation von Kleidung aufmerksam, wie sie in einem Interview erläutert.
Das reich bebilderte Portal Mitfanoe bietet einen guten Überblick über die historische Entwicklung, die einzelnen Bestandteile sowie die unterschiedlichen Arten der seit dem 18. Jahrhundert getragenen traditionellen Trachten auf Fanø.
Heutzutage werden die Trachten auch auf Fanø nur noch zu festlichen Anlässen getragen. Einmal jährlich finden jedoch die sogenannten Fannikerdage statt, ein Trachtenfestival, auf dem stets eine Vielzahl traditioneller Alltags- sowie Festtrachten präsentiert wird, wie in diesem Video zu sehen ist.