Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Juli 2019 – Februar 2020

von FID Nordeuropa

Dänemark

Neuigkeiten aus dem Reichsarchiv (Kopenhagen)

Das Stadtarchiv Aarhus hat Filme aus der lokalgeschichtlichen Filmsammlung der Stadtbibliothek Aarhus digitalisiert und online gestellt.

Die Slægtsforskernes Bibliotek hat weiteres Quellenmaterial zur Besatzungszeit (siehe dazu auch diesen Post) digitalisiert: Die nun online gestellten Kalendernotizen von Dr. Werner Best (Zeitraum:1943-1944) geben Aufschluss über die Kontakte des Reichsbevollmächtigten zu dänischen Personen beispielsweise aus Politik und Widerstandsbewegung.

In der Datenbank Sydvestjyske Museers arkæologiske samling haben die Museen in Südwestjütland (Museet Vibes Vikinger, Esbjerg Museum, Bramming Egnsmuseum, Ribe Domkirkemuseum) über 100.000 Fotos von Ausgrabungsfunden zugänglich gemacht.

Die Kommunen Brønderslev und Jammerbugt werden in Zusammenarbeit mit der Streamingseite Danmark på film des dänischen Filminstituts innerhalb der nächsten 2 Jahre regionalgeschichtliche Filme digitalisieren und auf der Streamingseite veröffentlichen.

Die dänische Nationaltopografie Trap Danmark wurde online gestellt. In dieser Datenbank kann man digital auf den umfangreichen Inhalt der geplanten 34-bändigen Printausgabe (6. Auflage), die alle 98 dänischen Kommunen beschreiben wird, zugreifen und erhält Informationen zur dänischen Geologie, Geographie, Biologie, Archäologie, Geschichte, Kultur, Kunst, Architektur sowie das soziale und geschäftliche Leben. Zunächst gehen Informationen zu 15 Kommunen online, die restlichen sollen (parallel zum Erscheinen der Printausgabe) bis Ende 2021 folgen.

Das Archiv in Køge hat die 1953 veröffentlichte Autobiografie von Anders Jørgensen (*1861) digitalisiert und online gestellt. Das Buch ist nicht nur als regionalgeschichtliche Quelle interessant, sondern thematisiert auch sprachliche Entwicklungen.

Im Dezember 2019 erschien die erste Ausgabe der kostenlosen Onlinezeitschrift Gransk. Die Museen Furesø Museer, Museerne Helsingør, Museum Nordsjælland und Rudersdal Museer veröffentlichen neuesten Forschungsergebnisse aus den Bereichen Archäologie, Ethnologie und Geschichte und planen den Aufbau einer Wissenssammlung zur nordseeländischen Kulturhistorie.

Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Volksabstimmungen und Grenzziehung von 1920 beschäftigt sich das Kriegsneurosenprojekt mit den Schattenseiten der Grenzziehung und behandelt die psychischen Verletzungen der vielen Nordschleswiger, die im 1. Weltkrieg kämpfen mussten. Zum Thema wurden neben einer Ausstellung ein Band mit ausführlichem Unterrichtsmaterial (in dänischer und englischer Sprache) erstellt, der als PDF heruntergeladen wurden kann.

Das Gammel Estrup Danmarks Herregårdsmuseum lanciert anlässlich seines 90. Geburtstags die Wissensdatenbank Gammel Estrup Historiefortælleren, welche die historische Entwicklung des Herrensitzes über einen Zeitraum von 250 Jahren darstellt.

Ziel des von der der Universität Aarhus lancierten Portal nordics.info ist es, verlässliche, interdisziplinäre Informationen über die nordische Region für ein globales und nordisches Publikum bereitzustellen. Der Inhalt deckt verschiedene Aspekte der nordischen Gesellschaften ab, einschließlich Geschichte, Politik, Sozialpolitik und Kultur sowie Vergleiche zwischen den nordischen Ländern und anderen geografischen Gebieten.

Norwegen

Neuigkeiten aus dem Arkivverket

    • Die Archivdateien zum Unfall der Ölplattform „Alexander L. Kielland“ am 27. März 1980 im Ekofisk-Feld in der Nordsee, zu denen auch der Untersuchungsbericht gehört, sind (bis auf personenbezogenes Material) online zugänglich. Auch weitere Materialien der Betreiberfirma Stavanger Drilling AS werden digitalisiert und veröffentlicht.
    • Ab September 2019 kann jede Institution aus dem staatlichen, kommunalen und privaten Sektor auf das Publishing-Tool in der nationale Publikationsplattform Digitalarkivet zugreifen, um ihre digitalisierten Archive selbst hochzuladen und zu veröffentlichen. Als erste Institution hat die Haugesund folkebibliotek ihre Archivalien zur Geschichte des norwegischen Walfangs, der Fischerei und der Schifffahrt. So konnten einige kleinere Reedereiarchive digitalisiert und veröffentlicht werden. Auf der Publikationsplattform können jetzt auch Tonbeispiele und Filme veröffentlicht werden.
    • In der ersten Hälfte des Jahres 2020 werden alle Kirchenbücher aus den Jahren 1815-1900 im Digitalarkivet recherchierbar sein.
    • Aus dem Kriegsarchiv wurden 1300 Fotos des Fotografen Ole Friele Backer, der als Fotograf für das Government Information Office in London tätig war, online gestellt. Ende Oktober 1944 wurde ihm befohlen, in die Finnmark zu fahren. Die Fotos dokumentieren die Zerstörung in der Finnmark, aber auch die Begegnung mit jenen, die der deutschen Evakuierung entkommen waren und in den freigelassenen Gebieten lebten.

Anlässlich des diesjährigen 950-jährigen Jubiläums der Stadt Bergen plant das dortige Stadtarchiv mehrere Quellen zu digitalisieren. Neben den Sitzungsbüchern (møtebøker) der Hauser Gemeindeverwaltung (1838 – 1919), die eine interessante Quelle für die Entwicklung der lokalen politischen Prozesse und des Alltagsleben bilden, werden auch Quellen der städtischen Bürgerwehr, die vom 18. -19. Jh. datieren, digitalisiert und im Digitalarchiv online gestellt.

Das Vestfoldarchiv hat in Zusammenarbeit mit dem Arkivverket das Norsk bergindustriarkiv gegründet.

Das Nachschlagewerk Oslo Byleksikon, das zuletzt 2010 als Printausgabe erschien und sich schwerpunktmäßig Orten, Gebäuden und historischen Ereignisse widmet, ist als erweiterte digitalisierte Ausgabe online gestellt worden. Nun ist die Recherche in mehr als 6000 Artikeln möglich. Ergänzt wird die Volltextdatenbank durch eine interaktive Karte.

Zwischen 1997 und 2000 sind diverse Bankenarchive unter Federführung der Sparebanken Sogn og Fjordane in das Fylkesarkivet in Vestland überführt und für die Nutzung zugänglich gemacht worden. Der Bestand umfasst ca. 40 Regalmeter. Weiter hat das Archiv im vergangenen Jahr 43 Privatarchive erhalten, überwiegend von Gewerkschaften und Parteien, die im linken Spektrum angesiedelt sind.

Kilden kjønnsforskning hat das Portal Kvinnehistorie.no, das 2005 im Rahmen des Projekts Kvinner i Norge gjennom hundre år lanciert wurde, in einer revidierten Ausgabe veröffentlicht. Es informiert in 6 Netzausstellungen über Stimmrecht, Gewerkschaft, Universität, Frauenkampf in der 1970er Jahren, Frauen in Krieg und Frieden, Literatur und wichtige Jahreszahlen.

Schweden

Neuigkeiten aus dem Reichsarchiv (Stockholm)

Im Oktober 2019 wurde Stockholms läns museum aufgrund von sinkenden Besucherzahlen endgültig geschlossen und wird zukünftig seine Bestände nur noch in digitaler Form präsentieren. Unter dem Motto Museum in der Tasche wendet man sich mit Apps (z. B. die App “Upptäck Konsten” über Kunst im öffentlichen Raum Stockholm), Netzausstellungen und Podcasts an die Nutzer.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das Stockholmer Frauengeschichtliche Museum. Es hat ebenfalls keine eigenen Räumlichkeiten und die entsprechenden Sammlungen befinden sich in verschiedenen Museen, Archiven und Kulturinstitutionen, die sich im Netzwerk Kvinnohistoriska Sällskapet zusammengeschlossen haben. Präsentiert werden die Bestände in Ausstellungen, historischen Stadtführungen, Vorträgen, Filmvorführungen, Diskussionen – und auch im Netz, wo das Portal Kvinnans plas in zehn Netzausstellungen (zu denen auch Podcastbeiträge gehören) Quellen zur Stockholmer Frauengeschichte online stellt.

Das in Zusammenarbeit mit dem Museum Bohuslän entwickelte Spiel Staden under Gamlestaden vermittelt interaktiv Informationen zum Leben in der früheren Handelsstadt Nya Lödöse, die sich im Zeitraum 1473–1624 auf dem Gebiet der heutigen Altstadt Göteborgs befand. Das Spiel basiert auf den 2013 begonnenen Ausgrabungen und ist kostenlos streambar.

Auch schwedische Museen, Archive und Bibliotheken beteiligen sich an dem Europeana-Projekt Europa at Work, das Texte, Bilder, Filme, Erinnerungsberichte und Tonaufnahmen zur Geschichte der Arbeit und zum europäischen, industriellen Kulturerbe sammelt und in einem Portal zur Verfügung stellt.

Auf der Seite Filmarkivet.se, die unter Federführung des Schwedischen Filminstituts und der Königlichen Bibliothek mehr als 2000 Kurz-, Dokumentar-, Wochenschau- und Werbefilme kostenlos streambar anbietet, wurde eine interaktive Karte hinzugefügt, auf der Material zu bestimmten Orten gefunden werden kann.

Das kollaborative Online-Archiv Topothek ist ein regionalhistorisches, europaweites Nachschlagewerk, dessen Schwerpunkt auf der Sicherung und Sichtbarmachung von vor allem privatem historischem Material liegt. Von den skandinavischen Ländern ist neben Finnland auch Schweden mit Sammlungen zu Blekinge, Estlandschweden, Gotland, Jämtland, Östergotland, Svenskbyborna vertreten. Die Sammlung zu Östergötland umfasst derzeit 1000 Fotos (u.a. auch Flugfotos als den Jahren 1989-2003) und wird kontinuierlich erweitert.

Das Archiv der Universität Uppsala verfügt über eine Sammlung von 140 handgezeichneten Pergamentkarten zu den sogenannten akademischen Höfen der Universität (akademigårdar). Diese kulturhistorisch interessanten Quelle zu den Immobilienbeständen der Universität und zum landwirtschaftlichen Umfeld des 17. Jahrhunderts sind inzwischen digitalisiert und frei zugänglich.

Im Rahmen des Projekts Från Sundsvall till Saltsjöbaden: ett regionalt perspektiv på den svenska arbetsmarknaden hat die Wirtschaftsgeschichtliche Fakultät der Universität Lund eine Datenbank mit digitalisierten Quellen zur den zahlreichen Streiks, die im Zeitraum 1859 till 1938 Schweden stattfanden, über den Svensk Nationell Datatjänst zugänglich gemacht.

Das Archiv der Arbeiterbewegung hat 40 Fotoalben aus dem Archiv des ehemaligen Ministerpräsidenten Tage Erlander zugänglich gemacht.

Finnland

Neuigkeiten aus dem Archiv der Schwedische Literaturgesellschaft in Finland (SLS)

  • SLS veröffentlicht in Finna.fi  über 2000 historische Portraitbilder von Schauspielern, Opernsängern und Theaterdirektoren aus dem Archiv des zweisprachigen Schwedischen Theaters in Helsingborg aus dem Zeitraum 1860–1900.
  • In seiner 2014 erstellten Autobiografie berichtet Ronny Rönnqvist über der seine Kindheit in Helsingsborg in den 1950er Jahren sowie seine über 40-jährigeBerufstägkeit bei Finnair und damit über die Entwicklung der Firma und des Flugplatzes Helsingborg-Vanda. (Källan 2019:2, S. 39).
  • Das der lokalgeschichtlichen Sammlung in Österbotten zugegangene Archiv von Pia Kutters (1908–1988) enthält ein Tagebuch, das Aufzeichnungen aus den Jahren 1945–1946 aus den Internierungslagern in Lembois und Ekenäs enthält. (Källan 2019:2, S. 43)

Wie die schwedischen Kollegen digitalisiert das finnische Nationalarchiv in Zusammenarbeit mit verschiedenen Verbänden und Museen Bestände zur Fahrzeuggeschichte. Dabei handelt es sich um Fahrzeug-Stammkarten (Ajoneuvojen Kantakorttien digitointiprojekti AKD), auf denen zwischen 1922 und 1966 die finnischen Fahrzeuge registriert wurden. 1924 soll das Projekt abgeschlossen sein.

In die 2018 lancierte Datenbank Diplomatarium Fennicum, die Finnlands mittelalterliche Urkunden enthält, wurden 134 Nådendalsdiplome, die überwiegend aus der Sammlung des schwedischen Nationalarchivs stammen, integriert.

Island/ Färöer

Das Institut für Geowissenschaften der Universität Island hat Seismogramme aus dem Zeitraum 1910 – 2010 für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Im Rahmen dieses Projekts wurden die Daten, die im isländischen Nationalarchiv verwahrt werden, durch weitere Quellen aus anderen Institutionen ergänzt. Schätzungen zufolge gibt es insgesamt rund 300.000 Papierkopien und fast 138.000 Blätter wurden bereits gescannt.

Die Urteile sowie dazugehörige Unterlagen des obersten Gerichtshofs auf Island Yfirrétturinn á Íslandi, der im Zeitraum 1563-1800 aktiv war, sind eine wichtige sozialgeschichtliche Quelle, die Aufschlüsse über die Verwaltung, die Rechtsprechung und das öffentliche Leben geben. Das Material für die Jahre 1690-1710 wurde 2011 veröffentlicht. Nun wurde beschlossen, dass anlässlich des 100-jährigen Bestehens des aktuellen Obersten Gerichtshofs Hæstaréttar Íslands die übrigen Quellen in einem 10-bändigen Werk ab 2021 als Print und digital zu veröffentlichen.

Das Dänische Nationalmuseum hat 1600 historische Fotos von den Färöern, die das Alltagsleben, Landschaften und Gebäude zwischen 1890 und 1950 abbilden, digitalisiert und online gestellt.

Ausblick

Dänemark

Das Link-Lives-Projekt, das Lebensläufe und generationenübergreifende Familienbeziehungen für (fast) alle Dänen von 1787 bis 1968 rekonstruieren wird (weitere Infos dazu in diesem Post), plant die Veröffentlichung der ersten Beta-Version mit Suchmöglichkeit für Ende 2020.

Norwegen

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung Norwegens nach der deutschen Besetzung im Mai 2020 planen ARKIVET freds- og menneskerettighetssenter und Falstadsenteret die Veröffentlichung des Archivportals Norsk digitalt fangearkiv, das digitale Quellen zur Geschichte der mehr als 44.000 Norweger und Norwegerinnen, die während des Zweiten Weltkriegs in Lagern und Gefängnissen interniert waren, online verfügbar machen möchten.

Schweden

Die schwedische Nationalbibliothek wurde von der Regierung beauftragt, eine nationale digitale Plattform für öffentlich zugängliche schwedische wissenschaftliche Zeitschriften einzurichten und zu verwalten. Ziel der Regierung ist es, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen, die mit öffentlichen Mitteln erstellt wurden, ab 2020 unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung öffentlich zugänglich gemacht werden.

Als weiteres großes Projekt plant Nationalbibliothek in Zusammenarbeit mit den Universitätsbibliotheken in Göteborg, Lund, Stockholm, Umeå und Uppsala alle in Schweden erschienenen Druckerzeugnisse ab dem 15. Jahrhundert digital zugänglich zu machen. Dazu zählen neben Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und Berichten auch Gebrauchsliteratur wie Gebrauchsanweisungen und Werbeblätter. In Phase 1 soll das Material, das katalogisiert und nicht urheberrechtlich geschützt ist, zugänglich gemacht werden, parallel dazu sollen aber auch ältere Schriften sowie urheberrechtlich geschütztes Material digitalisiert werden.