- 23.07.2020
- Kategorie Geschichte / Archäologie Sonstiges
Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Mai – Juli 2020
Skandinavische Erinnerungsberichte und Quellen zur Coronakrise
Immer mehr Archive und Museen setzten auf die Mitarbeit der Bevölkerung, um aktuelles Quellenmaterial zur Coronakrise während des Lockdowns einzusammeln:
So fordert neben dem in einem früheren Post beschriebenen Aufruf von Nationalarchiv und -bibliothek das Archiv in Vejle alle dazu auf, Fotos einzusenden, die den Heimarbeitsplatz, Straßenansichten, Abstandsmarkierungen, Aushänge an Geschäften oder alternative Möglichkeiten, seine Mitmenschen zu treffen, dokumentieren. Auf der Seite Mit liv under corona-truslen fordern sie gemeinsam mit dem örtlichen Museum dazu auf, neben Fotos auch Tagebücher und Videos einzureichen, die das persönliche Leben während des dänischen Lockdowns schildern. Weitere Sammelaktionen finden sich auch auf den Seiten von Galten Lokalarkiv, Historiens Hus/ Odense, Gribskov Arkiv, Medisinsk Museion, Museum Rudersdal sowie in Finnland beim Archiv der Schwedischen Literaturgesellschaft (SLS) für das finnlandschwedische Quellenmaterial.
Eine anderen Themenbereich greift das schwedische Archiv der Arbeiterbewegung auf: Dort sammelt man bis zum 30.09.2021 Quellen der schwedischen Gewerkschaftsmitglieder zu den Arbeitsbedingungen unter Covid 19. Die anonymisierten Berichte sollen ab Herbst 2022 öffentlich zugänglich gemacht werden. In The SCAS Talks Podcast befassen sich schwedische Historiker mit der historischen Einordnung der Coronapandemie, zum Beispiel Fredrik Charpentier Ljungqvist mit einem Beitrag zum Thema ”Corona and the forgotten lessons from historical pandemics”.
Dänemark
100-jähriges Jubiläum der Volksabstimmungen und Grenzziehung von 1920
-
- Auf der Seite Her gik grænsen – Kulturhistoriske ruter langs kongeågrænsen/ Hier verlief die Grenze – Kulturhistorische Routen der Königsaugrenze werden Quellen und Spuren entlang der alten Grenze mit Grenzübergängen, Gendarmenhäusern, Domänenhöfen, Grenz-Heimvolkshochschulen und Nachschulen, volkstümliche Versammlungsplätzen, Museen und Wiedervereinigungssteinen anhand von einer Autoroute sowie mehreren Fahrradrouten vorgestellt.
- Mit der App FLEO2020 können mittels sogenannter historischer Erzählorte Spuren von 100 Jahren Stadt- und Grenzgeschichte Flensburgs erforscht werden.
- Das dänische Reichsarchiv veröffentlicht zum Thema die Webausstellung Fra Rigsarkivets hylder: Genforeningen 1920, Unterrichtsmaterialien sowie eine Sammlung digitalisierter Quellen (Kildepakke). Umfangreicheres Quellenmateria kann man in Arkivalieronline recherchieren, beispielsweise zur Geschichte Sønderjyllands und der Fürstentümer vor, während und nach der Grenzziehung von 1920 sowie der Geschichte der Grenzregion ca. 1400 – 1800.
- Das dänische Fernsehen hat zwei Serien produziert: Die Serie GF2020 – Adskilt – Genforenet – Efterladt von DKsyd möchte leicht verständlich den historischen Hintergrund, die Konsequenzen sowie die Auswirkungen auf die Bevölkerung, Institutionen und Stimmung in der Grenzregion herausstellen, während in der 4-teiligen Dokumentationsserie Grænseland des DR nachgestellte Szenen präsentiert werden.
- Informationen zu knapp 600 Wiedervereinigungssteinen, die in ganz Dänemark gesetzt wurden, findet man auf der Seite Genforeningssten (siehe dazu auch diesen Post).
Mit lex.dk ist ein umfassendes dänisches Nachschlagewerk online gegangen, das kostenlosen Zugriff auf 11 Nachschlagewerke bietet. Die Redaktion der digitalen Plattform führt nicht nur die Onlineversion des Universallexikons Det store danske fort, die seit 2017 nicht mehr aktualisiert wurde, sondern bietet auch die Möglichkeit, gleichzeitig zusätzlich auch in folgenden weiteren Datenbanken zu recherchieren:Trap Danmark, Dansk Biografisk Leksikon, Danmarkshistorien, Danmarks Oldtid, Gyldendals Teaterleksikon, Nordisk Mytologi, Dansk Pattedyratlas, Dansk litteraturs historie, Historien om børnelitteratur und Symbolleksikon.
Norwegen
Die Gedenkstätte Minnehallen hat eine Datenbank lanciert, in der Informationen zu den im Ersten und Zweiten Weltkrieg getöteten 8000 norwegischen Seeleuten und 1500 gesunkenen Handelsschiffen recherchiert werden kann.
Schweden
Die beiden ersten Bände des biografischen Nachschlagswerks Svenska män och kvinnor, das in acht Bänden ab 1942 veröffentlicht wurde, liegen nun im Projekt Runeberg digitalisiert vor.
In der Porträtdatenbank des Riddarhusets, dem Versammlungshaus des schwedischen Adels, kann man 12152 digitalisierte Fotos aus 703 Adelsgeschlechtern recherchieren, die aus dem 18. und 19 Jh. stammen.
Die Webseite Chronoscope World bietet die Möglichkeit schwedische und dänische historische Karten auf die aktuellen Weltkarte einzublenden.
Ausblick
Das Archiv der Schwedischen Literaturgesellschaft in Finnland (SLS) plant ein Portal mit digitalisierten und transkribierten Haushaltbüchern aus dem 18. Jahrhundert online zu stellen, die eine Anbindung an Finnland haben. Weiter sollen dort auch bereits publizierte schwedische Haushaltsbücher veröffentlicht bzw. verlinkt werden. Dazu kommt noch ein Verzeichnis über handschriftliche Rezepte, die in finnischen und schwedischen Archiven verwahrt werden.
Als weiteres Projekt sollen Briefe und volkskundliches Material aus dem Archiv des Pädagogen und Historikers J.O. Rancken (1824–1895), der zur schwedischen Volkskultur in Finnland geforscht hat, digitalisiert werden.