- 30.05.2019 - 02.06.2019
- 🇩🇪 Deutschland / Göttingen
- Skandinavistik der Universität Göttingen, Strindbergssällskapet
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21. Internationale Strindbergkonferenz
August Strindberg und die Aufklärung
Die 21. Internationale Strindbergkonferenz in Göttingen widmet sich dem ambivalenten Verhältnis zur Aufklärung in August Strindbergs Schriften. Das Thema der Konferenz nimmt bewusst Bezug auf den Standort Göttingen mit seiner zentralen Rolle in der europäischen Aufklärung. Mit seinen engen Kontakten nach Frankreich und Großbritannien zog die Stadt zahlreiche Wissenschaftler und Intellektuelle an. Die Universität und ihre Bibliothek wurden zu einem wichtigen Knotenpunkt der Aufklärungsliteratur und -forschung. Experiment, Kritik, Grundlagenforschung und die Ästhetik der Aufklärung prägten den wissenschaftlichen und literarischen Diskurs gleichermaßen.
Göttingen war jedoch nicht nur ein Zentrum der Aufklärung, sondern auch der Kritik daran. Die frühromantischen Bewegungen (Caroline Schlegel-Schelling, Georg Forster, Therese Heyne) bildeten sich hier ebenfalls als Reaktion auf und in Folge der Aufklärung heraus. Die europäische Aufklärung und die Aufklärungskritik fanden hier also zeitgleich Ausdruck, wurden diskutiert und weitergeführt. Die Aufklärungsforschung spielt bis heute an der Universität eine wichtige Rolle.
Strindbergs Einstellung zur Aufklärung war bekanntermaßen ambivalent und unterlag im Laufe der Zeit zahlreichen Umwertungen. Auf der einen Seite sah er sich Rousseau verbunden, dessen Zivilisationskritik ihn maßgeblich inspirierte. Auf der anderen Seite nahm Strindberg schon früh Voltaires Überlegungen auf zum Liberalismus und zur Kritik an der traditionellen Ständegesellschaft und stellte etwa Röda rummet ein Voltaire-Zitat als Motto voran. Zugleich distanzierte sich Strindberg wiederum von der Vorstellung eines auf Vernunft basierenden und rational erklärbaren Ordnungssystems. An seine Stelle traten zunehmend metaphysische Experimente und Überlegungen.
Alle diese Aspekte sollen auf der 21. Strindbergkonferenz diskutiert und in den größeren Zusammenhang der Aufklärungsrezeption gestellt werden: Strindbergs Auseinandersetzung mit der Aufklärung, seine Kritik daran ebenso wie sein besonderes Verhältnis zur deutschen Kultur und Aufklärungstradition. Das betrifft unter anderem den modernen Subjektbegriff in der Folge Kants, die Auflösung des Subjekts im Drama der Moderne sowie die kulturkritischen Überlegungen und Konzeptionen. Eine ausführliche Diskussion dieser Fragen im Kontext der Aufklärungstradition ist bislang nur ansatzweise geführt worden. Hier setzt die Tagung an.
Ausgehend von der Tradition der Aufklärung auf der einen Seite und Strindbergs ambivalenter Haltung zur Vernunft und Vernunftkritik auf der anderen sollen unter anderem folgende Fragen im Zentrum der Diskussion stehen:
• Strindberg und die Ambivalenz/die Dialektik der Aufklärung
• Der moderne Subjektbegriff in Strindbergs dramatischen Schriften
• Strindbergs Kritik an der Aufklärung
• Voltaire, Rousseau, Kant: Strindberg und die philosophischen Traditionen der Aufklärung
• Aufklärung und/oder Frühromantik in Strindbergs ästhetischen Schriften
• Strindberg als experimenteller Universalexperimentator in der Tradition Lichtenbergs und Swedenborgs.
Ziel der Konferenz ist es, sowohl neue Einblicke in Strindbergs Auseinandersetzung mit der Philosophie und Literatur der Aufklärung zu gewinnen als auch das Aufklärungsverständnis im Kontext der ästhetischen Moderne neu zu perspektivieren. Die Tagung wird ausgerichtet vom Skandinavischen Seminar der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit der Strindberggesellschaft und dem Organisationskomitee: Karin Hoff (Universität Göttingen), David Gedin, (Strindberggesellschaft), Jan Balbierz (Jagellonska Universität Krakow), Elena Balzamo (KVHAA), Roland Lysell (Universität Stockholm) und Ulf Olsson (Universität Stockholm).
Vorschläge für Konferenzbeiträge (in schwedischer, englischer oder deutscher Sprache) sollten bitte an strindbergkonferenz.2019(at)uni-goettingen.de geschickt werden und die Anmeldung sollte bis spätestens 31. März 2019 erfolgen.